Was im Gehirn & Körper bei Stress passiert

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Fragst du dich manchmal, was in deinem Gehirn passiert, wenn du gestresst bist? Ist Stress nur eine mentale Angelegenheit oder steckt mehr dahinter? In diesem Beitrag findest du heraus, wie du auf Stress reagierst und warum Stress nicht nur im Kopf, sondern im gesamten Körper spürbar ist. Außerdem erfährst du, welche Hormone bei Stress freigesetzt werden und welche Rolle unser Nervensystem dabei spielt. Zu Beginn werden dir diese Inhalte vielleicht etwas kompliziert und fachlich erscheinen. Doch mach dir keine Sorgen – du wirst die Stressreaktionen in deinem Gehirn am Ende ganz leicht nachvollziehen!

Das Zusammenspiel von Anspannung & Entspannung im Gehirn

Stell dir vor, du stehst z.B. vor einem wichtigen Vortrag vor großem Publikum. In solchen Momenten erleben wir einen komplexen Vorgang in unserem Gehirn, der als sogenannte Stressreaktion bekannt ist. Diese Reaktion wird durch das Zusammenwirken zweier wichtiger Komponenten – Anspannung (Aktivität) und Entspannung (Passivität) – ausgelöst. Beide Zustände werden von einem Duo im autonomen Nervensystem geregelt: dem Sympathikus, auch als „Gaspedal” bekannt, und dem Parasympathikus, der als „Bremse” fungiert.
Hinweis: Das autonome Nervensystem umfasst die Teile des Körpers, die wir nicht unmittelbar und bewusst steuern, wie beispielsweise unseren Herzschlag, unsere Atemfrequenz oder Verdauung. Wie genau sich die Stressreaktion auf diese und andere Körperfunktionen auswirkt, erfährst du später im Beitrag.
Der Sympathikus (Gaspedal) ist für die Aktivierung und Mobilisierung verantwortlich. Wenn er aktiviert wird, versetzt er deinen Körper in einen Zustand erhöhter Wachsamkeit und Aktivität. Dies ist vergleichbar mit dem Drücken des Gaspedals in einem Auto, wenn du beschleunigen möchtest. Unter Stress bereitet der Sympathikus deinen Körper auf schnelle Handlungen wie Kampf oder Flucht vor. Dabei werden Energie und Ressourcen mobilisiert, um auf eine potenzielle Gefahr zu reagieren. Im Gegensatz dazu ist der Parasympathikus (Bremse) für die Entspannung und die Regeneration zuständig. Er agiert wie eine Bremse, die deinen Körper beruhigt und ihn in einen Zustand der Ruhe versetzt. Wenn der Parasympathikus aktiviert ist, sinkt die Aktivität deines Körpers, und er kann sich erholen. Dies ist vergleichbar mit dem Loslassen des Gaspedals und dem sanften Bremsen eines Autos, um zur Ruhe zu kommen.
Hinweis: Die Balance zwischen diesen beiden Systemen, dem Sympathikus und dem Parasympathikus, ist entscheidend für dein Wohlbefinden. Probleme treten dann auf, wenn diese Balance gestört ist, wie beispielsweise bei chronischem Stress, wenn der Sympathikus dauerhaft aktiviert ist und der Parasympathikus nicht ausreichend zur Ruhe kommt. Diese Art von Stress kann langfristige Auswirkungen auf deine Gesundheit haben.

1. Der Ursprung einer Stressreaktion

Die Stressreaktion beginnt in unserem Gehirn – und zwar genau dort, wo der Neocortex und das limbische System eng zusammenarbeiten. Der Neocortex (Analytiker) ist für komplexe Denkprozesse wie Analysieren, Entscheiden und Planen verantwortlich, während das limbische System Emotionen und Bedürfnisse reguliert. Das limbische System setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen, darunter die Amygdala, der Thalamus, der Hippocampus und der Hypothalamus (siehe Abbildung).
Da der Thalamus (Wächter) im Zentrum des Ablaufs einer Stressreaktion steht, erfährst du zunächst, welche Aufgaben ihm bei der Stressreaktion zugeschrieben werden. Anschließend tauchst du tiefer in zwei verschiedene Szenarien ein, die auftreten können, wenn dein Gehirn auf Reize reagiert.

Die Rolle des Thalamus

Der Thalamus hat die wichtige Aufgabe, zu entscheiden, welche Informationen für dich von Bedeutung sind und welche du vernachlässigen kannst. Daher wird er auch als „Wächter” bezeichnet. Diese Aufgabe ist wichtig, da dein Gehirn täglich mit vielen Reizen und Informationen konfrontiert wird. Der Thalamus nimmt die Herausforderung an, grob zu skizzieren, woher diese Informationen stammen, und leitet dann die als wichtig erachteten Informationen an deinen Analytiker (Neocortex) weiter.

Szenario 1: Alles im grünen Bereich

Im ersten Szenario hat der Thalamus bereits entschieden, welche Informationen wichtig sind und diese an den Analytiker (Neocortex) weitergeleitet. Der Analytiker prüft nun, ob die Situation als „gefährlich” oder „ungefährlich” einzustufen ist. Falls die Analyse ergibt, dass keine Gefahr droht, beruhigt sich dein gesamtes System, und die Stressreaktion wird blockiert. Der Parasympathikus übernimmt also in diesem Szenario die Kontrolle und ermöglicht dem Körper, sich zu entspannen und zu erholen.

Szenario 2: Alarm, Alarm!

Im zweiten Szenario kann die Amygdala, oft liebevoll als Dramaqueen bezeichnet, einschreiten, wenn der Neocortex eine Situation als „gefährlich" einstuft oder nicht ausreichend Zeit hat, um die Informationen vollständig zu verarbeiten. Die Amygdala ist stark mit emotionalen Reaktionen verbunden und kann eine Stressreaktion auslösen, selbst wenn der Neocortex noch keine abschließende Bewertung vorgenommen hat. Sie schaltet dann auf Alarm und signalisiert dem Hypothalamus, Hormone zu produzieren, um deinen Körper auf eine mögliche Gefahr bzw. Bedrohung vorzubereiten. Das bedeutet, dass die körperliche Stressreaktion (durch die Aktivierung des Sympathikus) in Gang gesetzt werden kann, bevor eine endgültige Bewertung durch den Neocortex erfolgt ist.

2. Hormonfreisetzung während einer Stressreaktion

Im Falle einer ausgelösten Stressreaktion (s. o., Szenario 2) wird eine Vielzahl von Hormonen im Hypothalamus produziert, darunter Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol. Diese Hormone versetzen deinen Körper in einen Zustand der Alarmbereitschaft und bereiten ihn auf die Bewältigung einer potenziellen Bedrohung oder Flucht vor.
Adrenalin hat als Stresshormon die Hauptaufgabe, Energie bereitzustellen, die dich in Notsituationen sofort handlungsfähig macht. Noradrenalin übernimmt ähnliche Aufgaben wie Adrenalin. Es löst die typischen Kampf-oder-Flucht-Reaktionen in deinem Körper aus und sorgt gemeinsam mit dem Adrenalin dafür, dass du in Sekundenschnelle auf eine potenzielle Gefahr reagieren kannst. Die beiden Botenstoffe werden immer dann kurzfristig ausgeschüttet, wenn der Körper in akuter Gefahr ist, z.B. bei:
  • extremer körperlichen Belastung (z.B. Sport)
  • extremer seelischer Belastung (z.B. Liebeskummer oder Trauer)
  • Verletzungen oder Unfällen
  • Infektionen
  • niedrigem Blutzuckerspiegel
Cortisol bremst Funktionen, die in einer Kampf- oder Fluchtsituation irrelevant (oder sogar schädlich) wären. Es unterdrückt beispielsweise das Fortpflanzungs- und Verdauungssystem sowie die Wachstumsprozesse von Zellen und Zellverbindungen. Darüber hinaus kommuniziert es mit den Gehirnregionen, in denen Stimmung, Motivation und Angst gesteuert werden und steigert dadurch deine Konzentration und Leistungsfähigkeit.

3. Die körperlichen Auswirkungen von (chronischem) Stress

Stress, der über einen längeren Zeitraum anhält, führt zu einer ständigen Überaktivität des Sympathikus, die nicht mehr vom Parasympathikus reguliert werden kann. Aufgrund dieser unzureichenden Regulation reagiert dein Körper wie folgt:
  • Gehirn: Gesteigerte Durchblutung und Wachsamkeit, eingeschränkter Zugang zu Gedächtnisinhalten sowie eingeschränkte Fähigkeit zum rationalen oder kreativen Denken.
  • Atmung: Erweiterung der Bronchien, schnellere und flachere Atmung, dominante Brustatmung, Schwerpunkt auf Einatmung, weniger tiefe Ausatmung zur erhöhten Sauerstoffaufnahme.
  • Herz-Kreislauf: Bessere Durchblutung und gesteigerte Leistungsfähigkeit des Herzens, erhöhte Herzschlagrate, Anstieg des Blutdrucks, Erweiterung der Blutgefäße von Herz, Gehirn und großen Arbeitsmuskeln, Verengung der Blutgefäße von Haut, Körperperipherie und Verdauungstrakt sowie Umverteilung des Blutes.
  • Muskulatur: Verbesserte Durchblutung, gesteigerte Muskelspannung, insbesondere in Schulter-, Nacken- und Rückenmuskulatur, angespannte Bauchdecke zum Schutz der Eingeweide und Vorbereitung auf Muskelarbeit.
  • Stoffwechsel: Freisetzung von Zuckerreserven aus der Leber zur Versorgung des Gehirns und Freisetzung von Fettsäuren aus Fettvorräten zur Verbrennung in den Muskeln.
  • Verdauungstätigkeit: Hemmung der Durchblutung von Magen und Darm, Drosselung der Verdauungstätigkeit sowie reduzierter Speichelfluss.
  • Sexualität: Hemmung des sexuellen Verlangens, reduzierte Freisetzung von Sexualhormonen, geringere Durchblutung der Genitalorgane und eingeschränkte Reaktionsfähigkeit auf sexuelle Reize.
  • Haut: Produktion von Wärme durch Energieerzeugung, Abgabe von Wärme durch Verdunstung von Körperwasser, Aktivierung der Schweißdrüsen und Schwitzen – insbesondere in den Händen und Achseln.
  • Immunsystem: Anstieg der natürlichen Killerzellen im Blut zur schnelleren Bekämpfung von Fremdkörpern.
  • Schmerz: Vermehrte Ausschüttung von körpereigenen Schmerzhemmstoffen, den Endorphinen, führt zu vermindertem Schmerzempfinden bis hin zur Unempfindlichkeit gegenüber schmerzhaften Reizen.

In diesem Beitrag hast du erfahren, dass Stress nicht nur eine mentale, sondern auch eine körperliche Angelegenheit ist. Es ist wichtig, chronischen Stress zu vermeiden oder effektiv damit umzugehen, um deine Gesundheit langfristig zu schützen. Wenn du mehr über Stresssymptome und ihre Auswirkungen wissen möchtest oder Tipps zur Stressbewältigung suchst, findest du weitere passende Beiträge hierzu in dieser Mediathek.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
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