Die eigenen Grenzen kommunizieren

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Fällt es dir schwer, deine Grenzen zu kommunizieren? Hast du das Gefühl, dass du häufiger Ja sagst als es dir lieb ist? Nimmst du regelmäßig neue Aufgaben an, obwohl du eigentlich schon zu viel zu tun hast? Wenn du dich in diesen Fragen wiederfindest, bist du nicht allein. Denn viele Menschen haben Schwierigkeiten damit, die eigenen Grenzen zu kommunizieren und auch mal Nein zu sagen.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Eine häufige Befürchtung ist, von der Führungskraft oder dem Team als weniger leistungsfähig angesehen zu werden und als mögliche Konsequenz weniger spannende Aufgaben zu bekommen. Außerdem möchte niemand als egoistisch wahrgenommen werden oder die Führungskraft hängen lassen, wenn es darauf ankommt. Tatsächlich hat die Wahrung der eigenen Grenzen jedoch nichts mit Egoismus oder anderen negativen Eigenschaften zu tun. Vielmehr sind die Grenzen Teil der Identität und bei jedem Menschen ganz individuell. Sie definieren, was erlaubt ist und jemandem guttut – orientiert an den eigenen Bedürfnissen und Prioritäten. Wenn diese Grenzen verbal oder körperlich überschritten werden, löst dies ein negatives Gefühl aus und führt zu Ärger oder Stress.
Für eine gute Zusammenarbeit im Team ist es daher wichtig zu wissen, wo deine Grenzen liegen und wie du sie deinem Gegenüber kommunizieren kannst. Erst durch die Kommunikation der eigenen Grenzen erlaubst du der anderen Person, dich als Mensch besser kennenzulernen und deine Grenzen auch einzuhalten. Dass andere deine Grenzen von selbst erraten, ist keine gesunde Erwartung. Denn dein Gegenüber kann nur wissen, wann eine Grenze überschritten ist, wenn du es ihm oder ihr klar mitteilst. In diesem Beitrag erfährst du daher, wie du deine Grenzen konstruktiv an deine Kolleg:innen kommunizieren kannst.

Die eigenen Grenzen herausfinden

Wichtig für die Kommunikation der persönlichen Grenzen ist zunächst, die eigenen Grenzen überhaupt zu kennen. Nimm dir also regelmäßig – idealerweise einmal wöchentlich – Zeit, um die folgenden Fragen zu reflektieren:
  • Situation: In welchen Situationen geben mir negative Emotionen Hinweise darauf, dass meine Grenzen überschritten wurden?
  • Person: Waren andere Personen in diesen Momenten beteiligt und Auslöser für mein Unwohlsein? Wenn ja, wer?
  • Emotionale Reaktion: Was hat das in mir ausgelöst?
  • Werte & Bedürfnisse: Was kann ich daraus für Schlüsse auf meine eigenen Werte und Bedürfnisse ziehen? Handle ich entsprechend meiner Werte und Bedürfnisse?
  • Konsequenz für die Zukunft: Was müssen andere wissen, damit meine Grenzen nicht erneut überschritten werden? Was sind meine No-Gos?

Die eigenen Grenzen kommunizieren

Als nächsten Schritt ist es nun Zeit, deine Grenzen zu setzen und deutlich zu sagen, was du möchtest und was nicht. Idealerweise tust du das, ohne dich zu rechtfertigen und ohne dich zu entschuldigen.
Ein Beispiel hierfür: Wenn deine Führungskraft oder ein:e Kolleg:in dir eine Aufgabe delegieren möchte, du diese aber nicht auch noch übernehmen kannst bzw. willst, kannst du sagen: „Ich schaffe es leider nicht, diese Aufgabe zu übernehmen. Ich habe momentan zu viel auf meiner To-do-Liste.“ Alternativ könntest du deine Führungskraft fragen: „Ich übernehme die Aufgabe gerne, habe allerdings noch folgende Dinge zu erledigen (…). Welche andere Aufgaben soll ich dafür weglassen oder später erledigen?“. Somit machst du deutlich, dass du viel zu tun hast, jedoch gewillt bist, im Rahmen deiner Möglichkeiten zu unterstützen.
Eine weitere Möglichkeit, deine Absage wertschätzend zu kommunizieren, ist eine alternative Lösung vorzuschlagen. Zum Beispiel kannst du eine gemeinsame Bearbeitung zu einem späteren Zeitpunkt anbieten. Hier könntest du beispielsweise Folgendes sagen: „Leider habe ich zu viel zu tun für die ganze Aufgabe. Aber lass uns doch einmal überlegen, ob ich einen Teil übernehmen kann”. Alternativ könntest du sagen: „Bis nächste Woche schaffe ich die Präsentation leider nicht, das ist zu knapp. Bis Mitte der übernächsten Woche kann ich es aber gut schaffen.“
Manche Mitarbeitende haben ein stärkeres Bedürfnis nach Autonomie und einem geschützten Privatleben, klar getrennt von der Arbeit. Andere wiederum haben auch im Job mehr das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und den Wunsch, Kolleg:innen außerhalb der Arbeit zu treffen. Prüfe deine Bedürfnisse dahingehend. Verspürst du das Bedürfnis, Arbeits- und Privatleben klar zu trennen, solltest du das auch so kommunizieren. Vielleicht fühlst du dich auch wohl damit, eine Lösung zu finden, die beiden Bereichen gerecht wird. Zum Beispiel, indem du dich regelmäßig zum Gespräch in der Mittagspause verabredest, aber Pläne für die Wochenenden höflich ablehnst mit dem Verweis, dass du die Zeit für deine Freund:innen und Familie benötigst. Egal wie du dich entscheidest: Du hast keinen Grund, dich schlecht zu fühlen.
Wenn du dazu neigst, reflexartig auf eine Anfrage mit Ja zu reagieren, erbitte dir das nächste Mal einen Moment Bedenkzeit. Damit hast du die Möglichkeit, zu überlegen, ob die Aufgabe zu deinem Aufgabenfeld gehört, wie sie in deine Zeitplanung passt und ob sie mit deinen Bedürfnissen vereinbar ist.

Das waren einige Tipps, die dir dabei helfen, die eigenen Grenzen festzulegen und konstruktiv sowie wertschätzend zu kommunizieren. Du befindest dich in einer Situation, in der eine andere Person deine Grenzen nicht respektiert und du weißt nicht, wie du damit umgehen sollst? Oder hast du weitere Fragen zu diesem Thema? Dann stehen dir die hier angegeben Ansprechpersonen gerne beratend zur Verfügung.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
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